Fachstimme

 

Regula Buder

Pflegeexpertin Palliative Care, Kinderspitex

 

Palliative Care bei Kindern und Jugendlichen hört nicht auf mit dem Tod. Das Umhüllende dieser Pflege soll weitertragen in diesen wichtigen Momenten des Übergangs. Deshalb ist für mich eine achtsame und ganzheitliche Begleitung durch die Kinder und Jugendlichen Bestatterin unabdingbar. Ein Weg so individuell wie die Familie selbst. Und Eltern und Familien ermöglicht dies ein heilsarmes Abschiednehmen, das für den weiteren Trauerprozess sehr wertvoll ist.

 

Fachstimme

 

Simone Keller

Pflegefachfrau Kinderintensivstation und Palliative Care Team, Inselspital Bern

 

Auf der Kinderintensivstation erlebe ich nahe, was es für Eltern bedeutet, ihr Kind zu verlieren. Die Zeit vor und während dem Sterben ihres Kindes ist für Eltern geprägt von Gefühlen der Angst, der Trauer und der Hoffnung. Oft reicht die Kraft nicht aus, sich vorzustellen, wie es nach dem Tod weitergehen soll. Eva-Maria Finkam zeigt mit viel Einfühlungsvermögen Wege des Abschieds auf und findet mit den Eltern und den Geschwistern heraus, was sie sich wünschen. Ich bin berührt zu sehen, was alles möglich ist und wie in der Traurigkeit schöne und stimmige Momente entstehen. Nach einer intensiven Zeit im Spital und der Begleitung des kranken Kindes ist für Eltern der Übergang ins Leben ohne ihr geliebtes Kind enorm schmerzhaft. Da bin ich froh und dankbar zu wissen, dass die Familie jemanden an der Seite hat, der sie ein Stück auf diesem Weg begleitet.

 

 


Elternstimme

Mutter, Milena Stoll

 

Manchmal stelle ich mir mein Leben wie ein Buch vor. In diesem Buch hat es verschiedene Kapitel. Ein Kapitel baut auf das nächste auf. Als mein Sohn starb, ging ein Kapitel zu Ende. Zu realisieren, dass dieses Kapitel zu Ende ist, erfüllte mich mit Schmerz. Gleichzeitig aber auch mit Dankbarkeit, weil wir dieses Kapitel bewusst gelebt hatten. Danach folgte ein ganz kurzes Kapitel. Die Tage zwischen seinem Sterben und seiner Beerdigung. Doch seine Kürze bedeutet nicht, dass es unwichtig ist. Im Gegenteil, ich glaube wie diese Tage gelebt werden, hat Auswirkungen auf die Lebenskapitel die folgen werden. Und ja, diese Tage fühlten sich in erster Linie nach «Überleben» an. Und doch war da mehr. Sternlicht Bestattungen gab uns in diesen Tag sinnbildlich den Stift zurück in die Hand. Wir begannen diese Tage auf unsere Weise zu gestalten. Ihnen unsere eigene Handschrift zu verleihen. Und all das in einer Ruhe und ohne gehetzt zu sein. So, dass wir am Schluss bereit waren, diesem Kapitel einen Punkt zu setzen. Wenn ich heute in diesem Lebenskapitel blättere, dann sehe ich unserem Schmerz und unsere Trauer. Aber ich sehe auch all unsere Liebe, Fürsorge und Trost in diesem Kapitel. Ich bin dankbar, haben wir dieses Kapitel achtsam und bewusst gelebt. Denn das nächste folgte nahtlos und war geprägt von den Erlebnissen und Schätzen dieses kleinen und dennoch wichtigen Kapitels.

 

 

Elternstimme / Fachstimme

Eltern Fabian Jähnig und Dr.med. Mirella Muggli

 

Leider war die Zeit mit unserem Sohn Emil auf knappe 36 Wochen beschränkt, bis er unerwartet 4 Wochen vor dem Geburtstermin ganz überraschend im Bauch verstarb. Wir spürten bald, dass wir für den Abschied nach der Geburt professionelle Unterstützung wünschen und brauchen. Und so fanden wir zu Frau Finkam. 

Mit ihrer einfühlsamen Unterstützung konnten wir unseren Sohn für drei wundervolle und wichtige Tage zu Hause aufbahren. Aus meiner Berufserfahrung als Frauenärztin weiss ich, dass sich das viele im ersten Moment nicht vorstellen können. Aber im Rückblick war es einer der wichtigsten Schritte in unserem Trauerprozess und wir konnten unser Sohn so für einige wertvolle Momente zu Hause bei uns haben.

Frau Finkam hat sich nicht nur um alle Formalitäten hinsichtlich der Kremation gekümmert, sie hat uns mit Emil vom Spital bis nach Hause begleitet, uns mit sorgfältig ausgesuchten Materialen und Anregungen für Abschiedsrituale ausgestattet und uns in der Pflege für die letzten Tage angeleitet. Diese Pflege zumindest für einige Tage selbst übernehmen zu können, hat sich sehr stimmig und natürlich angefühlt und war ein wundervoller letzter Liebesdienst, den wir unserem Kind erweisen konnten.

Auch Familienmitglieder und seine Patentante konnten sich so direkt von ihm verabschieden, bei ihm sitzen, ihm eine Feder im Sarg mitgeben und ein Licht für ihn anzünden.

 

Diese drei Tagen sind für uns so kostbar und auch in der Erinnerung immer wieder heilsam und wir können nur jedem Mitbetroffenen wünschen, dass auch sie solch kostbare und wichtige Abschiedsmomente erleben dürfen.

 

 

Elternstimme

Familie Gasser